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In seinem Meinungsbeitrag skizziert der Archäologieunternehmer Sascha Piffko, Inhaber der hessischen Grabungsfirma SPAU, sein Verhältnis zu Debatten, man brauche statt eines Berufsverbandes eine Gewerkschaft, eine Kammer o.ä. Tatsächlich sei aktuell ein beherztes Eintreten und Mitwirken bei CIfA Deutschland die einzige erfolgversprechende Option, mit der Archäologinnen und Archäologen ihre berufliche Situation zeitnah deutlich verbessern könnten.

Eine Vorbereitungsgruppe rund um die DGUF hatte 2016/17 alle Vereine, Verbände, Gewerkschaften, Gruppierungen in der deutschen Archäologie angeschrieben und eingeladen, im Frühjahr 2017 hatten wir eine mehrmonatige Online-Vortagung mit regen Diskussionen. Inkludierend, alle Gruppen und Optionen einladend, sich dem Thema und uns anzunehmen. Die einzige Institution, die sich dann bereit erklärte, für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten, war CIfA. Nach der DGUF-Tagung 2017 "Ein Berufsverband für die Archäologie?" hat CIfA uns dann auch (d.h. seit 2017) finanziell und strukturell unterstützt, damit wir eine deutsche Tochter-Vereinigung mit eigenem Vorstand und bezahlter, hauptamtlicher Geschäftsführung aufbauen können.

Die Diskussion über eine Archäologengewerkschaft als alternativen Ansatz zur Problemlösung verfolge ich seit exakt 1995/96, als ich das erste Mal auf einer Ausgrabung gearbeitet habe, also seit nunmehr 25 Jahren. Die Gründung einer Gewerkschaft aus dem Nichts heraus hat sich dabei als ebenso sinnlos erwiesen wie Einzelanfragen von engagierten Einzelkämpfern bei ver.di, GEW, usw.

Im März/April 2021 war ich aktiv beteiligt an Vorträgen und Diskussionen über die gleichen Themen in Österreich (Uni Wien), wo die Kollegen mit den gleichen Problemen kämpfen wie wir. Vor vielen Jahren hatten sie schon einmal den Vorstoß gewagt und eine Gewerkschaft gegründet. Diese dümpelte kraftlos vor sich hin und ist nun Geschichte. Versuche, erneut zu einem Manteltarifvertrag zu kommen, scheitern weiterhin an Problemen auf beiden Seiten – Arbeitgebern wie Arbeitnehmern. Die österreichischen Kollegen sehen folgerichtig auch in Österreich das Modell CIfA als einen gangbaren Weg, endlich handfeste Verbesserungen für unseren Berufsstand zu erreichen.

Daher meine folgenden Thesen:

Ja, es wäre toll, eine Gewerkschaft zu haben. Ja, es wäre toll, eine Kammer zu haben. Aber als Unternehmer bin ich kein Fan des Konjunktivs, und noch weniger des Wörtchens „irgendwann“.

Wir brauchen Änderungen, und wir wollen sie (obwohl wir als Archäologen langmütig sind) nicht in hundert Jahren. Mit der Gründung von CIfA Deutschland besteht die Möglichkeit einen Berufsverband aufzubauen, in dem sich die deutschen Archäologinnen und Archäologen selbst für bessere Rahmenbedingungen ihres Berufsstandes stark machen – ein offenes Projekt ohne Amtshierarchien, in das sich Jede und Jeder einbringen kann. Ob aus CIfA dann vielleicht auch einmal eine Gewerkschaftsgründung oder -beteiligung hervor-geht und/oder eine Innung/Kammer, das liegt dann in unser aller Hand.

Ob dann auch die britischen Berufsabschlüsse hier anerkannt werden und uns Konkurrenz machen, kann uns vorerst egal sein, denn bei Licht betrachtet haben ja bereits unsere eigenen Berufs- und Studienabschlüsse als Archäologen in unserem eigenen Land kaum einen Wert, da brauchen wir nicht nach England schauen.

Ob unsere Beschlüsse, Ziele, Ergebnisse in CIfA D zu handfesten und erwünschten Ergebnissen führen werden, hängt einzig und allein von der Masse der Beteiligten ab. Das hat die Erfahrung mit CIfA in England / Großbritannien gezeigt. Wenn sich auch in Deutschland mehr als 1.000 Archäologen in CIfA vereinigen, dann wird sich einiges sehr schnell sehr drastisch ändern. Zu 1.000 Mitgliedern kommen wir allein dadurch, dass wir Ziele anstreben und einen Weg anzutreten bereit sind, dessen Verlauf wir noch nicht genau kennen.

Dass 90 % der Grabungsfirmen in D lieber deutlich unter Mindestlohn zahlen und ihre Mitarbeiter nicht nachhaltig beschäftigen, muss den übrigen 10 % ein Anreiz sein, als gutes Beispiel voranzuschreiten, weil langfristig hoffentlich auch die Arbeitnehmer den Unterschied bemerken – und die „Abstimmung mit den Füßen“ machen. Wenn heute eine ostdeutsche Grabungsfirma sagt, die Lohnziele von CIfA seien für sie nicht erreichbar, wegen des Lohngefälles, dann hat sie die Möglichkeit, vorerst auch ohne eine förmliche Mitgliedschaft einfach bei CIfA mitzudiskutieren und mitzugestalten – die Plattform dafür haben wir bei CIfA D gerade gebildet.

Sollte jemand eine Gewerkschaft / einen Arbeitgeberverband gründen, bin ich der letzte, der nicht aktiv mitarbeitet. Aber bis dahin sehe ich keine sinnvolle Alternative zu CIfA D. Auch, weil wir nicht nur das Thema Löhne und Gehälter in Grabungsfirmen lösen müssen, sondern es weitere drängende Themen gibt, z.B. "wie sollten Ausschreibungen gestaltet werden?", "wie führen wir die Gespräche mit Auftraggebern und Landesämtern?", "wie schaffen wir eine verbesserte Ausbildung?", "wie machen wir den Beruf Archäologie attraktiv?" etc. Bei all diesem wird uns ver.di oder eine andere Gewerkschaft sicherlich nicht wirksam unterstützen.

Wir müssen mit dem Fakt klarkommen, dass weder Politik noch Gesellschaft sich einen Deut um die Arbeitsbedingungen von Archäologinnen und Archäologen kümmern werden, so lange z.B. Pflegepersonal noch für 1.600,- € brutto eine 70-Stunden-Woche absolviert, ohne Überstundenausgleich. Das heißt, die Archäologen müssen die Suppe, die sich selbst versalzen haben, nun auch selbst auslöffeln. Und den einzigen Löffel, den ich derzeit sehe, ist CIfA D. Mag sein, dass es in der Zukunft bessere Löffel geben wird. Aber ich will JETZT anfangen zu löffeln.

Rockenberg, im April 2021

 

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